von Viviane Herzog
In diesem Projekt wollte ich mir Zeit nehmen, um zu reflektieren und auszudrücken, was ich in den letzten dreissig Jahren erfahren und gelernt habe. Das sollte in einer erzählerischen Kombination aus Text und Bild geschehen. Schnell war klar, dass der Text aus einzelnen Gedanken als kurze Sätze formuliert werden soll. Doch was für eine Bildsprache würde dazu passen? Ich wollte mit einem Motiv arbeiten, das Persönlichkeit ausstrahlt und Geschichten erzählt. Ich dachte beispielsweise an Landkarten. Aber auch Hände kamen mir in den Sinn. Im Brockenhaus fand ich alte Landkarten. Um an Bilder meiner Hände zu kommen, bat ich eine befreundete Fotografin um Hilfe. Wir entwickelten spontan unterschiedliche Posen und ich bekam über zweihundert Bilder von ihr, um damit weiterzuarbeiten.
Beim Anfertigen erster Skizzen wurde mir schnell klar, dass ich die Hände zwar reduzieren, aber doch möglichst viele Details erhalten möchte. Deshalb entschied ich mich dazu die Fotografien am Lichtbrett in Tusche umzusetzen. Um die Linien der Hände aufzunehmen, zeichnete ich mit Adobe Illustrator die Konturen der freigestellten Hände nach. Hier galt es das richtige Mittelmass an Linien zu finden. Eine Vielzahl Linien erinnerten mich an die Höhenlinien auf Landkarten. Von der Idee her, fand ich das passend. Aber optisch schienen die Linien zu wild, weshalb ich sie reduzierte. Schliesslich übertrug ich die Flächen und Linien der Hände separat aufs Sieb, um mehr Kombinationsmöglichkeiten zu erhalten.
Da ich noch immer die alten Landkarten im Hinterkopf hatte, orientierte ich mich für die Druckfarben an ihnen. Es war mir aber wichtig, dass der Gesamteindruck der Farben fröhlich und leicht war und nicht zu schwer daher kam. Die Texte, so ahnte ich, würden schon genügend Schwere mit sich bringen. Im Druckprozess stellte sich dann bald heraus, dass sich die Hände am interessantesten miteinander kombinieren lassen, wenn sie sich nicht zu sehr überlagern, sondern nur knapp berühren. Ich druckte vor allem Linien auf Flächen und nicht zwei unterschiedlichen Flächen aufeinander, um die Formen der Hände möglichst stark zu erhalten. Nach vielen spontanen Drucken fing ich an die Resultate konzeptionell zu vergleichen. Gab es ähnliche Drucke? Waren die Farben etwa gleichmässig vertreten? Aufgrund dieser Überlegungen fertigte ich einige Motive ganz bewusst an, indem ich Farbigkeit und Position unterschiedlicher Drucke zu einem neuen Print kombinierte.
Um die dreissig Texte optimal mit den Siebdrucken zu kombinieren, druckte ich sie auf Transparentpapier. Dies ermöglicht sowohl eine kombinierte Ansicht, als auch das separate Betrachten von Bildern und Texten. In einer ersten Version versuchte ich die Sätze frei mit den Bildern zu platzieren, sodass der Text sich einmal an das Bild schmiegte und dann wieder wie eine Fusszeile am Bildrand positioniert war. Die Texte schienen auf diese Weise aber stark an Bedeutung zu verlieren, weshalb ich mich für die konsequente Platzierung der Texte an der Fusslinie des oberen Drittels der Seite entschied. Ich definierte für jedes Bild Schnittmarken und passte die Texte in diesen Rahmen ein. An der Pappschere schnitt ich dann jeweils das Bild mit dem zugehörigen Text auf das Endformat zu und fasste das Buch mit einer Klebebindung ein. So ist ein handgefertigtes Buch mit hochwertigen Drucken entstanden.