Filmbesprechung: EISENBERGER – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Das Projektmodul “Zeichen – Farbe – Sieb” besuchte gemeinsam den Film EISENBERGER – KUNST MUSS SCHÖN SEIN, SAGT DER FROSCH ZUR FLIEGE von Hercli Bundi , der dem Künstler Christian Eisenberger bei der Arbeit zuschaut und dabei die Frage stellt: Was ist eigentlich Kunst?
Im Anschluss daran entstanden die folgenden Reflexionen zum Film:

Aline 
EISENBERGER – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Es war spannend zu sehen, wie der Künstler selbst mit seinen Werken, seiner Kunst umging. Und das nicht nur während des relativ chaotischen Entstehungsprozesses, sondern auch mit den als fertiggestellt erklärten Arbeiten, welche ausgestellt wurden. Er trat auf die Bilder drauf, es machte ihm nichts aus, wenn Farbe absplitterte, etwas zerriss, eine Leinwand umfiel oder etwas sorgfältig Aufgestelltes wieder komplett zusammenfiel. Er schlug Nägel direkt in Fotografien ein oder wollte seine Kunst nicht gerahmt oder hinter Glas ausgestellt sehen.

Ich fand den Kontrast, im Hinblick auf den Umgang mit der Kunst, zwischen Betrachter/Kuratoren/Kunstsammler und dem Künstler besonders interessant zu beobachten. Denn man ist gewohnt, Kunst ja nicht zu berühren oder Arbeiten nur mit grösster Sorgfalt zu behandeln, damit ja nichts passiert. Sich eben so zu verhalten, wie alle Personen im Film ausser Eisenberger selbst. 

Sein lockerer Umgang mit seiner eigenen Kunst gefällt mir, denn er hebt sie nicht selbst auf ein Podest, sondern behandelt auch die fertiggestellten Werke, welche womöglich für viel Geld verkauft werden, gleich wie während des sehr intuitiven und pragmatischen Entstehungsprozesses: Einfach so wie es am Praktischsten geht und ohne Samthandschuhe.

© Mira Film, Vinca Film
Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Andreas 
Eisenberger – Was ist Kunst

Was ich vom Film mitnehme. Christian Eisenberger macht jeden Tag. Er produziert so grosse Mengen an Werken, dass sein Atelier aus allen Nähten platzt. Auch beschränkt er sich nicht auf ein Medium oder bindet sich an ein Werkzeug noch an eine Kunstform. Man erhält das Gefühl, dass alles was er macht, als Output seines Schaffens endet. Alles in irgendeiner Weise dokumentiert. Sein Schaffen wirkt all umfassend und nicht fassbar. Seine Kunst kann um die nächste Ecke stehen oder auch im Museum hängen. Man merkt, dass er Kunst macht, weil er das muss. Auch die Aussage, dass das Kunstwerk vor dem Künstler am Ziel sein kann, gibt mir das Gefühl, das Eisenberger auf der Suche nach etwas ist. Was genau, wo, wann und ob überhaupt er dort ankommt und findet, bleibt unklar.

Marlene 
christian eisenberger

Was mir jetzt spontan einfällt, wenn ich zurück an den Film denke, dann kommt mir sein Projekt, in dem er 30 Tage als Eremit in einer Kirche gehaust hatte, in den Sinn. Wenn ich mich recht erinnere, ist diese Idee 2007 zustande gekommen und ist deswegen eines von seinen älteren Projekten. In diesem ist er mit dem Satz „Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege“ aufgekommen. Mir persönlich gefällt die Idee so abgeschottet von der Welt, an einem Ort der doch so öffentlichen ist, zu hausen. Dazu hat es mich sehr überrascht, dass der Pfarrer so enthusiastisch gegenüber seiner doch eher für mich abstossenden Kunst war. Es war sicher schwer, kein Wort zu sagen, während all den Besuchen der verschiedensten Menschen in der Kirche. Was ich nicht ganz mitbekommen habe, ist, ob es sein Ziel war, sein Zeitgefühl zu behalten oder zu verlieren. In den Tagen, die er in der Kirche verbracht hatte, hat er 40 Bilder erschaffen die er auf einem A1-Format mit Bleistift gemalt hat. Jedes Bild ist dasselbe. Er bemalte fast die vollständige Fläche ausser einen grossen Kreis in der Mitte und einen Abschnitt unten, auf den er 16.00-18.00 geschrieben hat. Ich weiss nicht genau, was er damit darstellen will und er hat sich, glaube ich, auch nicht weiter zu diesem Thema geäussert. Allerdings finde ich, könnte es die Einsamkeit darstellen die er in den Tagen erlebt hat. Im Grossen und Ganzen fand ich den Film sehr inspirierend, obwohl ein paar seiner Werke/ Projekte eher etwas abstossend auf mich wirkten. Dennoch gefiel mir sehr, dass er mit so vielen verschiedenen Techniken und Materialien arbeitet.

Niklas 
Christian Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Das Faszinierendste an Christian Eisenberger fand ich sein Atelier und seine Art zu arbeiten. Sein Atelier ist völlig überfüllt, ein unglaubliches Chaos. Wahrscheinlich erschreckend, wie viel Wert seine Werke haben, die einfach nur herumliegen. Zudem scheint es so, als gäbe er überhaupt keine Sorge zu diesen Bildern bzw. allgemein zu seinen Arbeiten. Er schmeisst ständig irgendwelche Sachen um, was auch nicht erstaunlich ist, wenn alles so vollgestellt ist. Während er malt, beantwortet er irgendwelche Fragen, nebenbei klebt er wieder ein Streifen Klebeband auf eine seiner Leinwände (wahrscheinlich hat er auch schon einmal einen Streifen übersehen und einfach draufgelassen). Aber genau das macht ihn aus, wahrscheinlich könnte er anders gar nicht arbeiten. Diese Herangehensweise und irgendwie auch diese Lockerheit haben mir sehr an ihm gefallen. Ich habe das Gefühl er arbeitet oft instinktiv anstatt rational und plant nicht alles voraus. Er weiss oft auch nicht wie seine Bilder genau aussehen werden (z.B. das Rauchbild) und genau das finde ich spannend.

Was mich auch an Christian Eisenberger fasziniert hat sind seine Kleider, sofern er überhaupt welche trägt. Sie sehen immer so aus, als wären sie mindestens 10 Jahre alt und als würde er sie auch schon so lange tragen. Es könnten alles Werbegeschenke sein und sie sind alle mit Farbflecken übersäht. Und diese Kleider trägt er nicht nur in seinem Atelier, wo sie ja nützlich sind, sondern überall wo er hingeht. Mir ist nur eine Szene aufgefallen in der er einen sauberen gelben Pullover trägt, und zwar an seiner Ausstellung. Und auch dort rundet er sein Outfit mit einer, mit Farbflecken übersäten, Kappe ab. Sympathisch.

© Mira Film, Vinca Film
Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Pauline 
Eisenberger

Den Film musste ich erst einmal ein paar Tage auf mich wirken lassen, doch ich denke, dass er mir gut gefallen hat. Eisenberger hat mich insofern fasziniert, dass er so unbekümmert seine Kunst macht und in grossem Masse produziert. Er machte einen sympathischen Eindruck und wirkte in keiner Weise arrogant oder von sich eingenommen ( wie das manchmal so bei Künstlern der Fall sein kann). Einzig mit der Zigarette in der Hand erfüllt Eisenberger für mich das Klischee eines Künstlers. Durch seine Herkunft ist er vermutlich bodenständig geblieben. Eisenbergers Kunst ist in dem Sinne nicht herausragend oder stiess bei mir auf einen grossen WOW-Moment, doch was mir bei ihm geblieben ist, sind seine neuen Herangehensweisen und Ideen. Seine Installationen mit den Klebestreifen Figuren oder auch die Idee mit den Pappfiguren fand ich super.
Der Film war gut gemacht- einzig die übertrieben laute Musik hat mich schon gestört. Diese “dramatisch” wirkenden Sequenzen in welcher Eisenberger mit einem Helm auf dem Kopf posiert oder seine Metallschüsselköpfe vor das Gesicht hält und dazu parallel diese dominante Musik, das fand ich nicht gut gemacht und wirkte skurill.

Priscilla 
Eisenberger

An dem Film hat mir die Szene in welcher Eisenberger im Wald ist und Zweige und Steine aufeinander stapelte am besten gefallen. Ich habe seine Ruhe und sein Feingefühl dabei sehr bewundert, auch wenn alles öfters zusammen brach, akzeptierte er es und versuchte es einfach erneut. Ich glaube, er sah es schon als Teil von seinem Kunstwerk. Genauso faszinierend fand ich, als er ein sehr aufwendiges und filigranes Motiv aus einer dünnen Eisschicht Zuschnitt, was meines Erachtens viel Zeit in Anspruch nahm, und dann einfach dagegen rennt. Ich finde, das hat schon etwas sehr Extremes an sich, wenn man die eigene Kunst “zerstört”, aber dies genannte zerstören wiederum zur Kunst wird. Faszinierend und schockierend zugleich. Ich hatte je nachdem auch schon das Gefühl, dass gewisse seiner Handlungen nicht durchgeplant waren und demnach spontan entstanden sind, was ich an seiner Schaffensart sehr erstaunlich finde, da ich denke, dass die meisten Künstler heutzutage einem strikten Plan folgen. Erst recht, wenn es um figürliche Werke geht. Daher fand ich es auch sehr sympathisch, wie simpel er seine Werke ausstellt und auch selbst drapiert, wie in der Szene, wo er einen Tisch vollgepackt hatte mit kleineren Werken. Erstaunlich finde ich auch, dass er anfangs viele seiner Werke verschenkt hatte, was – glaube ich aber – ihm zu nutzen gekommen ist in seiner Laufbahn.

© Mira Film, Vinca Film
Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Samantha 
Was ist Kunst? – Christian Eisenberger

Es gab verschiedene stellen im Film, die erwähnenswert sind, jedoch eine blieb mir sehr markant im Kopf.
Die Szene in der er masturbiert hatte und sich dann während einer Ausstellung damit eingerieben und auf einen Spiegel gelegt hatte, fand ich sehr speziell. Ich war verwirrt und perplex, jedoch es war genial, da man so etwas einfach nicht erwarten würde. Den Sinn dahinter verstehe ich zwar bis jetzt nicht ganz, aber ich denke, es macht einen Sinn. Den Film an sich fand ich spannend, jedoch es war etwas verwirrend.
Ich habe viele Dinge, die er aus heiterem Himmel getan hat, nicht verstanden und fragte mich einfach nur die ganze Zeit, warum er die Dinge tat, die er tat. Zum Beispiel die eben genannte Szene oder in einer weiteren Szene, bei der er nackt durch ein Eisgebilde gesprungen ist. Auch nach mehrmaligem Überlegen bin ich nicht wirklich zu einem Resultat gekommen, was dieser Film für mich bedeutet. Oder das Verständniss des Films. Jedoch eines habe ich verstanden. Keiner weiss was Kunst ist. Ich bin mit einem verwirrten Gefühl nach Hause gegangen und ich denke, ich bin kein grosser Fan seiner Kunst. Es gibt Stücke die sehr schön anzusehen waren, aber viele seiner Kunststücke waren meiner Meinung nach nicht gerade gut.

© Mira Film, Vinca Film
Eisenberger – Kunst muss schön sein, sagt der Frosch zur Fliege

Aus dem Pressetext über den Künstler:

Christian Eisenberger wurde 1978 in Semriach in der Steiermark (Österreich) geboren. Er lebt und arbeitet in Semriach und in Wien. Nach einer Schlosserlehre studierte Christian Eisenberger 1999 Malerei an der Ortweinschule in Graz. Ab 2000 besuchte er kurze Zeit die Klasse für Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Frühe Aufmerksamkeit erlangten seinen Kartonfiguren, von denen er weltweit über 9900 Stück auf Strassen und Plätzen verteilte. Karton, Klebeband und Abfallmaterial nutzt Christian Eisenberger bis heute, wobei er sich auch jedes andere Material aneignet: Mühelos wechselt er zwischen Malerei, Skulptur, Video, Performance, Street-Art und Land-Art. Seine Arbeitsweise ist geprägt von Zügellosigkeit, Arbeitslust, Tempo und Zufall. Durch stetige Repetition entstehen ständig neue Serien. Bei aller Abstraktion bleibt der Mensch ein immer wiederkehrendes Motiv.
Quelle: https://eisenberger-film.ch/de/presse-kontakt/